Montag, 24. Januar 2011

Von den blauen Bergen kommen wir...



Nach viel Work kommt jetzt endlich Travel! Am Donnerstag war mein letzter Arbeitstag bei Eva's Backpackers. Ich kann es noch gar nicht glauben, dass 6 Monate vergangen sind. Die Zeit verging wie im Flug. Ein bisschen traurig war ich schon, als ich zum letzten Mal die Kasse gezählt und die Schlüssel für den Nightmanager vorbereitet habe. Und dann fiel die Bürotür ein letztes Mal ins Schloss. Mit ein paar Gästen habe ich dann oben auf der Dachterrasse mit Blick auf die atemberaubende Skyline von Sydney gegrillt und Wein getrunken. Danach sind wir noch in die Worldbar um dort auf meinen Abschied anzustoßen. Weinseelig bin ich dann nachts ins Bett gesunken. Mein erster Tag in Arbeitslosigkeit begann also stilecht mit einem furchtbaren Kater :).

Nachdem ich diesen Kater davon überzeugen konnte, dass das Wetter viel zu schön ist um den Tag im Bett zu verbringen haben wir zwei uns dann aufgemacht um den Nachmittag am Coogee Beach zu verbringen. Herrlich!

Samstagabend habe ich mich dann ein vorletztes Mal von meiner cholerischen Chefin im Restaurant anbrüllen lassen...Von dem Job hab ich noch gar nicht berichtet fällt mir da so auf. Jetzt ist er schon fast wieder vorbei!

Nachdem der neue Chef im „Cine“ (das italienische Restaurant) beschlossen hat, dass er nur Angestellte will, die auch Schichten unter der Woche übernehmen können und ich somit raus war, hab ich erstmal ein paar freie Wochenenden genossen und mich dann nach einem neuen Job für samstags umgeschaut. Durch Zufall hab ich mit Alison darüber gesprochen und die sagte dann, dass in ihrem Restaurant noch jemand für samstags gesucht wird! Prima! Lebenslauf eingereicht eine Woche später angefangen. Das Linda's ist ein kleines aber sehr feines Restaurant auf der Kingstreet in Newtown. Nur 10 Gehminuten vom Hostel entfernt. Der Laden hat nur 18 Tische und man bekommt australische Cuisine mit französischem Einfluss. Linda ist die Köchin und Graham, ihr Ehemann, der Manager. Samstags sind wir zu sechst. Zwei Küchenhilfen, Linda, Graham und zwei Kellnerinnen. Die Tische sind mit allerlei Zeug eingedeckt, so dass man eine Weile mit neu eindecken beschäftigt ist. Weiße Tischdecke, Papierdecke darüber, 2 kleine Teller mit Brotmessern, Besteck, Stoffserviette (hübsch gefaltet), zwei verschiedene Gläser, Salz, Pfeffer und eine Kerze.

Sobald jemand reinkommt wird er begrüßt, an den Tisch geführt, mit Speisekarten und Wasser versorgt. Dann wir ein Brotkörbchen mit Butter vorbereitet und auf den Tisch gestellt. Dann werden die Gäste ge“special“t, das heißt man liest ihnen die Specials des Tages vor, die nicht auf der regulären Karte stehen und lässt sie dann eine Weile in Ruhe aussuchen. Wenn genügend Zeit vergangen ist, schnappt man sich den Block und nimmt die Bestellung auf. Das Aufschreiben der Bestellung ist eine Wissenschaft für sich! Der Block ist wie ein Quittungsblock, das heißt mit Blaupause und Durchschrift. Der obere Zettel wird später als Rechnung verwendet, weswegen man ordentlich und organisiert schreiben muss, die Durchschrift bekommt die Küche weswegen man die gängigen Abkürzungen kennen muss...dauerte ein wenig bis ich das raus hatte. Soweit so gut. Alison hat mir nur verschwiegen, dass Linda wenn sie kocht, zum Teufel in Person wird! Ich hab ja schon mitbekommen, dass der Umgangston in der Gastronomie etwas rauer ist, aber Linda in Aktion übertrifft wirklich alles! Da wird geflucht, geschimpft beleidigt, geschrien...die Liste ist beliebig verlängerbar. Am Anfang hab ich das auf mich bezogen und war todunglücklich, nachdem Graham aber irgendwann zu mir sagte, „mach einfach genauso weiter, die brüllt uns trotzdem an“, war ich erleichtert. Das „uns“ machte den großen Unterschied!

Wenn nach 5 Stunden der Spuk vorbei ist, sitzen wir alle zusammen bei einem phantastischen Abendessen, was Linda (obwohl sie de ganzen Tag fluchend in der Küche gestanden hat) noch für uns Angestellte zaubert. Dann ist alles so als sei nichts gewesen, man plaudert, lacht, schmaust und trinkt Wein. Nun ja...kann man aushalten. Ich bin jedoch heilfroh, dass nächsten Samstag auch hier mein letzter Arbeitstag ist. Und Montag geht es endlich los!!

Jetzt aber noch schnell was zu den oben erwähnten „blauen Bergen“.

Die Blue Mountains heißen so, weil sie tatsächlich blau schimmern. Das liegt an den Eukalyptuswäldern, die sie überziehen und deren Bäume kleine Eukalyptusöltröpfchen absondern, die wiederum das Licht reflektieren und deshalb im Blau des Himmels erstrahlen...

Früh am Sonntag Morgen finde ich mich also vorm Holiday Inn in Kings Cross ein, wo mich der Bus von OZ Trails einsammeln soll. Die Tour habe ich von einem netten österreichischen Ehepaar im Hostel geschenkt bekommen, die die Tour selbst gewonnen haben, aber leider keine Zeit haben den Gutschein einzulösen..Schade aber auch! :)

Aus dem kleinen weißen Bus springt Miles, unser Tourguide. Er wirkt chaotisch aber sympatisch und plaudert fröhlich drauf los. Emer (eine nette Irin, die mit mir auf den Bus wartete) setzt sich neben mich und schon geht’s los. Mit einem Kurzen Zwischenstop im Olympiagebiet aus dem Jahr 2000 verlassen wir Sydney gen Westen. Raus aus der Stadt rein in die Natur! Erster Stop ist der Nepean River, wo wir Saft und Kekse gereicht bekommen und diejenigen, die kein österreichisches Ehepaar zur Hand hatten, zur Kasse gebeten werden.

Weiter geht’s gerade weg ins Paradies! Wir fahren zu King's Tableland. Das ist ein ungesichertes Aussichtsplateau ohne Geländer. Vorsichtig nähern wir uns der Kante unter der es ca. 250 Meter in die Tiefe geht. Der Ausblick ist gigantisch. Diese Weite, diese Farben und dazu phantastisches Wetter! Der Himmel ist blau, die Sonne scheint und meine Laune ist hervorragend.

Dann geht’s zum Wentworth Fall. Ein riesiger Wasserfall, den wir aufgrund unseres Zeitplans leider nur von der Aussichtsplattform bewundern können, statt darunter hindurch zu laufen und eine erfrischende Dusche zu nehmen.

Wir fahren nach Leura, ein pittoreskes kleines Dorf um dort unseren Lunch einzunehmen. Emer und ich entscheiden uns für ein kleines Bistro mit Gartenterrasse. Mein Stuhl steht als einziger in der Sonne, was ich gaanz toll finde, aber dazu führt, dass geschlagene DREI!! Kellner mich darauf hinweisen, dass ich aufpassen solle, dass ich mir keinen Sonnenbrand hole. Schön, dass hier alle so um mein Wohl besorgt sind, aber etwas anstrengend. Wären die doch mal etwas besorgter um mein leibliches Wohl (im Sinne von Ernährung) gewesen...

Das Essen lässt nämlich so lange auf sich Warten, dass wir nach mehr als einer halben Stunde fragen, ob wir unsere Essen bitte zum Mitnehmen haben können, um pünktlich zur verabredeten Zeit wieder am Bus zu sein.

Mampfend fahren wir weiter nach Katoomba. Das ist die größte Stadt in den Blue Mountains und immer noch sehr klein :)

Dort gibt es die Scenic World. Für einen kleinen Aufpreis kann man dort mit einer Seilbahn über eine Schlucht fahren, mit der steilsten Eisenbahn der Welt rückwärts und pfeilschnell den Hang wieder hinauf fahren und auf einem Wanderweg den australischen Regenwald aus der Nähe erkunden...Zudem hat man einen hervorragenden Blick auf die bekannte Felsformation der Three Sisters.

Von dort aus geht es weiter um auch „aboriginal“ Seite der Blue Mountains kennen zu lernen. In eine Felsplatte haben die Ureinwohner Australiens vor ca. 400 Jahren ein Känguruh eingraviert. Solche „rock engravings“ findet man überall. Jeder Clan hat ein eigenes Symbol (Känguruh, Wombat, Emu, Schidkröte, etc.) Manchmal werden aber auch so wie hier Jagdszenen eingraviert.

Mit den Gravierungen ehrt man das Tier was erlegt wurde und weist gleichzeitig den Nachkommen des eigenen Clans den Weg zu heiligen Orten oder sauberen Wasserquellen. Der Schwanz (sofern das Tier einen hat, sonst die Hinterbeine) zeigt in die Richtung aus der die „Gravierer“ kamen und der Kopf in die Richtung in die die Stelle wieder verlassen wurde.

Bevor wir wieder gen Sydney aufbrechen fahren wir noch in den National Park um dort Känguruhs, Kakadus und Kookaburras zu beobachten. Dann bringt Miles uns mit dem Bus nach Parramatta und verabschiedet sich. Die restliche Strecke legen wir dann mit der Fähre zurück. Emer und ich steigen im Darling Harbour aus und lassen den Tag mit Bier und Salsamusik ausklingen! Was ein schöner Start in die Arbeitslosigkeit und ein guter Vorgeschmack auf mein großes Abenteuer! Nach 7 Monaten werde ich Sydney nämlich nächste Woche verlassen. Mein Flug geht am Montag von Sydney nach Melbourne. Da treffe ich Sarah wieder und dann kann es endlich losgehen!

Samstag, 1. Januar 2011

Ein Feuerwerk der Emotionen


Lange hab ich diesem Tag entgegen gefiebert und gestern war es endlich soweit: NEW YEARS EVE 2010/11! Mit als eine der ersten durfte ich dieses Jahr gemeinsam mit vielen Millionen anderer Menschen an einem der schönsten Orte der Welt das neue Jahr begrüßen! Oft habe ich das Spektakel im Fernsehen angesehen und jedesmal gedacht: Irgendwann werde ich das live erleben - irgendwann...Dieses Jahr ging mein Traum in Erfüllung und es war unbeschreiblich schön!! Ich versuche dennoch es zu beschreiben...
Die Zeitungen waren schon Tage zuvor voll von Tips von wo aus man die beste Sicht habe und dass man sich möglichst früh einfinden solle. Also haben wir uns bereits um ca. 11 Uhr morgens auf den Weg gemacht...relativ planlos aber voller Vorfreude!
Mit dem Zug sind wir bis St.James gefahren um von dort aus Richtung Mrs. Macquaries Chair zu laufen...das ist eine Landzunge, die beonders weit in den Hafen hineinreicht und von wo aus man Opera House und Harbour Brige perfekt sehen kann...als der Zug durch Circular Quay fuhr waren wir erstaunt, dass es noch recht menschenleer war und waren guter Dinge, dass wir den perfekten Zeitpunkt für unsere Anreise gewählt hatten. Als wir aber die Art Gallery street hinunter liefen und von einem Ordner in Richtung des Parks gegenüber verwiesen wurden, wurden wir schnell eines Besseren belehrt: eine wahnsinnig lange Menschenschlange wand sich durch den Park, die alle wahrscheinlich schon Stunden in der gleißenden Mittagssonne warteten...schnell ein paar Photos vom Wahnsinn schiessen und umkehren war unsere Devise. Also wanderten wir zum Circular Quay um dort ohne große Umstände zum besten Feuerwerksaussichtspunkt der Welt zu gelangen...wir konnten unser Glück gar nicht fassen!
Also belegten wir mit Decken und Handtüchern einen Platz direkt auf dem großen Vorplatz des Opernhauses mitten in der brennenden Sonne...wir hatten uns zwar alle gründlich eingecremt und ausreichend Wasser und Snacks mitgenommen, aber wir mussten schnell feststellen, dass wir die verbleibenden 11,5 (!!) Stunden bis zum Feuerwerk kreativ werden mussten um nicht eines qualvollen Hitzetodes zu sterben...es war heiß! Unglaublich heiß! Hanne und Barbara kamen etwas später und so orderten wir Regenschirme um ein wenig Schatten zu haben. Alle halbe Stunde gingen wir abwechselnd in den kühlen Schatten unter den Treppen des Opernhauses und dennoch: es war kaum auszuhalten! Wir schwitzen und warteten, spielten Karten, lauschten der Musik aus der Opera Bar und begannen, als es langsam etwas kühler wurde völlig überteuertes Dosenbier zu trinken :D Es war großartig!!
Eins muß man den Sydneysidern lassen...Großveranstaltungen organisieren können sie! Ich war so erstaunt: man musste NIE an einer der vielen mobilen Toilettenhäuschen anstehen, denn es waren ausreichend vorhanden, die sogar regelmäßig gereinigt wurden. Auch an der Bar gab es keine Warteschlangen. Die Tore wurden so früh geschlossen, dass wir unfassbar viel Platz hatten und uns unglaublich privilegiert vorkamen an unserem "perfect spot" !
Nach einer Flugshow und einer traditionellen "Reinigungszeremonie" der Aboriginals, die die Pfeiler der Brücke und das ganze Hafengelände von böses Geistern reinigen sollte, konnte dann um 21 Uhr das erste Feuerwerk starten...Ja, richtig gelesen: das ERSTE. Extra für Kinder und Familien gibt es ein "Vor"feuerwerk...im Vergleich zum "echten" um Mitternacht viel das relativ unspektakulär aus, aber da wir zu diesem Zeitpunkt noch keinen Vergleich hatten saßen wir staunend da. Um Mitternacht schließlich standen wir da voll Spannung. Wir hatten uns Sekt von der Bar organisiert (Anstoßen muß sein :)) und starrten gebannt auf den Brückenpfeiler: der Countdown....3, 2, 1: und dann ging es los. Musik spielte, Millionen Menschen jubelten und fielen sich in die Arme und ich mitten drin! Ich wusste gar nicht wo ich zuerste hingucken sollte und auf was meine Kamera richten? Der Blick war atemberaubend schön: links von uns die Skyline mit den Hochhäusern in deren Fenstern sich das Feuerwerk spiegelte und von deren Dächern aus Rakten den Himmelerleuchteten...den Blick weiter nach rechts schweifend die Harbourbridge von Feuerwerkskörpern erleuchtet und mit einem dicken roten Kreuz in der Mitte (Motto: "Make your Mark"), darunter im Hafenbecken unzählige Schiffe, alle mit Lichterketten geschmückt und am rechten Bildrand: das Opernhaus auf dessen Dach die Lichter der Raketen wunderschöne Muster zauberten....! Nachdem ich allen in die Arme gefallen war stand ich da und musste mir ein paar Tränchen von den Wangen wischen...ich kanns heute noch nicht ganz glauben: ICH WAR DABEI....LIVE...so wie ichs mir immer gewünscht habe...einfach nur schön!