Dienstag, 5. April 2011

Great Ocean Road

Donnerstag Morgen um 10 Uhr holen wir unser Auto von der Autovermietung ab. Ein weißer Kleinwagen steht für uns bereit. Wir haben schon vorher abgesprochen, dass Sarah erstmal das Fahren übernimmt, da sie bereits häufiger in Australien (also links) gefahren ist. Unser Auto ist außerdem ein Automatikauto, was ich bisher in meinem Leben nur ein einziges Mal unter Aufsicht gefahren bin...also etwas zu viel „neu“ auf einmal. Sarah schlägt sich tapfer und ich mime den Kartenleser...aus Melbourne mit seinen vielen Einbahnstraßen heraus zu finden gestaltet sich schwieriger als gedacht, aber als wir dann endlich auf dem großen Princes Highway sind entspannen wir und die Vorfreude auf das was kommt macht uns ausgelassen...

Erster Stop ist Aldi um uns mit Lebensmitteln und Wasser einzudecken und dann kann es endlich losgehen!

In Geelong holen wir uns gute Tips im Visitor Center. Die Dame hinterm Tresen ist wahnsinnig hilfsbereit und holt eine Karte und ein Prospekt nach dem Nächsten hervor.

Gut informiert fahren wir von Torquay (berühmter Surfort) immer an der Küste entlang. Die Landschaft ist atemberaubend. Immer wieder halten wir an, schießen Photos, erklimmen Aussichtsplattformen, wandern um einen Leuchtturm...einen Plan gibt es nicht so richtig aber irgendwann beschließen wir, dass wir gerne den Sonnenuntergang an den 12 Aposteln sehen würden. Beschlossen und verkündet – und dann wird’s stressig. Das letzte Teilstück vor den Aposteln ist wahnsinnig kurvig und führt erstmal ein ganzes Stück landeinwärts von der Küste weg. Die Sonne sinkt immer tiefer und wir werden hektisch...wie lang sich 35km anfühlen können..Wahnsinn. Die Sonne hängt schon knapp überm Ozean als wir unser Auto auf dem Parkplatz abstellen. Diverse Kleinbusse lassen vermuten, dass wir nicht die einzigen sind, die dieses Naturschauspiel ansehen wollen. Wir rennen geradezu den Weg entlang hinunter zur Aussichtsplattform. Erschlagen von soviel Schönheit bleiben wir stehen und bewundern die Felsen die aus dem Wasser herausragen. Im Licht der untergehenden Sonne wechseln sie die Farben und sehen wirklich majestätisch aus. Viel zu lange hält dieser Zauber uns gefangen und als wir „erwachen“ merken wir, dass es schon wirklich dunkel ist und wir noch keinen Platz zum Schlafen haben. Also schnell ab ins Auto und in den nächsten Ort. Port Campbell hat ein niegelnagelneues Hostel, dessen Rezeption schon seit einer halben Stunde geschlossen sein sollte...aber wir haben Glück und man lässt uns noch rein. Da das Bett im Viererzimmer genauso viel kostet wie die Hälfte vom Doppelzimmer entscheiden wir uns natürlich für den Luxus eines Einzelzimmers. Selig sinken wir in das große Bett.

Am nächsten Morgen geht es sehr früh weiter. Unser Ziel ist Warrnambool, wo die Great Ocean Road offiziell endet. Wir entscheiden uns etwas Zeit zu sparen und einen Teil des Heimwegs auf dem Highway im Landesinneren zurückzulegen. Auf unserer Liste steht noch Lorne (ein malerischer kleiner Küstenort), wo wir den Erskine-Fall anschauen und ein wenig am Strand entspannen wollen. Am Erskine-Fall warnen viele Schilder vor Schlangen und mit einem mulmigen Gefühl betreten wir in unseren FlipFlops den Regenwald. Zunächst zögerlich und mit wachsamen Blick klettern wir die Stufen zum Fuß des Wasserfalls hinab...nach einer Weile beschließen wir, dass es hier wohl keine Schlangen gibt und die diese Warnschilder aufstellen müssen für den unwahrscheinlichen Fall, dass hier tatsächlich mal eine Schlange auftaucht...wir bewundern den Wasserfall, schießen Photos und klettern zufrieden wieder in unser Auto. Kaum sind wir vom Parkplatz auf die Straße eingebogen passiert es: eine Schlange direkt vor uns auf der Straße...! Zum Bremsen ist es zu spät und so endet meine erste Begegnung mit einer australischen Schlange tragisch...Gottseidank für die Schlange und nicht für mich!

Es wird immer später und wir sind wieder zurück in Geelong, am Ausgangspunkt unseres kleinen Roadtrips. Wir sind unentschlossen: zurück nach Melbourne rein, im Hostel übernachten und morgens ganz entspannt das Auto abgeben? „Langweilig“ denken wir. Lieber noch eine Nacht irgendwo am Meer verbringen. Doch ein Unwetter braut sich zusammen...vielleicht lieber ein kleines Bed and Breakfast statt des geplanten Campingplatzes? Wir fahren ziellos durch den kleinen Küstenort mit dem malerischen Namen Ocean Grove. Dann ein Schild mit der Aufschrift: Holiday Cottages...klingt teuer, aber mittlerweile ist es dunkel, es regnet und donnert. Sarah steuert das Auto in die winzige Einfahrt und schon nach wenigen Metern wird uns klar: das ist nichts für uns. Also Auto wenden und...kkrrrcchhzzz...Schock!! Vorwärts auf einen Felsbrocken aufgesetzt. 2 Tage fahren wir unbeschadet durchs Känguru-und Steinschlaggebiet, nichts passiert und jetzt so was?!

Auf dem nächstbesten Parkplatz schauen wir uns den Schaden genauer an und überlegen was zu tun ist...Während wir etwas verzweifelt im Regen sitzen fährt ein Auto vorbei. Ein Fenster wird runtergekurbelt und eine Frau schaut heraus. „Bei euch alles in Ordnung, Mädels?“ Nachdem wir ihr unsere Situation geschildert haben beschließt Tanya kurzerhand uns mit nach Hause zu nehmen. Dort angekommen staunen wir nicht schlecht: eine Luxusvilla mit Doppelgarage und allem drum und dran. Wir lernen ihren „Hubbie“ (husband) kennen, der uns im Laufe des Abends unser Auto repariert. In der Zwischenzeit werden wir fürstlich bewirtet und nach einer Weile sagt Tanya: „Mädels wir haben da ein leerstehendes Gästezimmer. Bleibt doch einfach über Nacht!“ Wir können unser Glück gar nicht fassen und nehmen gerne an, den mittlerweile tobt das Unwetter draußen. So endet unser Great Ocean Road Abenteuer in Ocean Grove im Heimkino mit Jim Beam& Coke, leckerer Snackplatte und einer Nacht im wohl bequemsten Bett seit 8 Monaten...Am nächten Morgen bekommen wir noch ein Frühstück serviert und los geht’s zurück nach Melbourne. So gut ausgeruht und beruhigt, dass unser Mietwagen „heile“ ist, kann uns auch die Tatsache nicht schocken, dass der Highway überflutet ist und wir eine Umleitung und nen dicken Stau in Kauf nehmen müssen. Mit einer Verspätung von 2 Stunden („No worries!“) geben wir unser Auto zurück und machen uns schnell aus dem Staub eh dass sie den reparierten Kratzer doch noch entdecken...