Montag, 18. Oktober 2010

UNREAL!! Surfen in Seal Rocks

Ein weiteres Abenteuer liegt hinter mir. Am Wochenende war ich gemeinsam mit Linda in Seal Rocks zum Surfen! Seal Rocks liegt etwa 300 km (3,5 Stunden Busfahrt) noerdlich von Sydney und ist einer der oestlichsten Orte Australiens. Ein wunderschones Fleckchen Erde!
Angefangen hat alles mit einer weiteren "Famil"-Einladung (wie schon bei meinem Ausflug ins Hunter Valley) die mir im Hostel in die Hand gedrueckt wurde. Fuer 49 Dollar ein ganzes Wochenende lang der Stadt entfliehen, neue Menschen treffen, neue Orte angucken und nebenbei noch Surfen lernen?? Da musste ich gar nicht lange nachdenken. Ich hab direkt am Abend Linda gefragt ob sie sich vorstellen koennte mitzukommen und direkt am naechsten Tag gebucht!
Freitag Abend gings los. Wir warteten vor der riesigen Jugendherberge "Sydney Central" auf den Bus, der uns nach Seal Rocks bringen sollte. Es dauerte nicht lange und ein Kleinbus mit "WAVE surfschool"- Aufschrift fuhr vor, dem ein gut gelaunter "Dude" namens Mark entsprang.
Mit insgesamt 10 gutgelaunten Menschen aus aller Welt (u.a. Schottland, Jordanien, Amerika) gings los. Kurzer Stop am Bottleshop (Zitat Mark: "Leute - ihr muesst wissen: der Tag eines Surfers teilt sich in 2 Phasen: Surfen und Trinken") und los gings Richtung Camp.
Da Mark sich im Dunklen nicht mehr so ganz an den Weg erinnern konnte :), kamen wir erst recht spaet im Camp an.

Da fielen wir dann so gleich ins Bett, da um 7.15h der Wecker klingeln sollte...Noch ziemlich verschlafen kämpften wir uns am nächsten Morgen aus den Federn und staunten nicht schlecht als es a) kein Wasser und keinen Strom gab (was beides erwiesenermaßen am Abend zuvor noch einwandfrei funktionierte) und b) 2 Pferde vor unserem großen Verandafenster standen und uns anstarrten :) Ein Sturm in der Nacht hatte uns vom Stromnetz der Region getrennt. Eric (Ekker) unser Surflehrer versprach aber, dass das Problem bis zum Abend behoben sei.
Also putzten wir uns mit Trinkwasser aus Flaschen die Zähne und öffneten todesmutig das große Schiebefenster zur Veranda. Die Pferde erwiesen sich als neugierig aber freundlich und so traten wir unseren Weg zum Haupthaus an in dem das Frühstück serviert werden sollte. Die Pferde folgten uns und schauten uns neidisch beim frühstücken zu.

Dann gings zum Boardschuppen wo jeder mit Surfbrett und Wetsuit versorgt wurde. Fröhlich bestiegen wir bei bestem Wetter den Bus und los gings zur Elizabeth Bay. Auf dem Weg dorthin hielten wir in traumhaft schönen Buchten an. Da sich aber der Sturm noch nicht vollständig gelegt hatte, waren die Wellen in den meisten Buchten noch zu groß für uns blutige Anfänger. Doch wir fanden eine geeignete Stelle und schmissen uns, nach peinlichen Trockenübungen am Strand, fast furchtlos in die Brandung...und siehe da: Surfen ist nicht so leicht wie es immer aussieht!

Kurz vor der Mittagspause hab ich es dann EINMAL geschafft: Mark schwamm hinter mir im Wasser und sagte dann: los, jetzt paddeln! Ich schieb dich an! Hier kommt DEINE Welle :) Also schwang ich mich aufs Board, paddelte als wenns um mein Leben ging (man muss eigentlich nur an einen Hai hinter sich denken, dann geht’s ganz gut ;)) drückte mich vom Board hoch, Fuß 1 nach vorn, Fuß 2 nach vorn...TADAAA: Ich stand für 2 Sekunden auf meinem Brett und surfte auf einer Welle gen Strand...großartig! Dann gab es Sandwiches für alle auf einer der „Gratis-Grill-Möglichkeiten“ die sich hier überall finden. Alle fielen über das Essen her..

Während wir spiesen zeigte Mark auf einmal ins Gebüsch das verdächtig raschelte. Heraustrat eine circa 1,5 Meter lange Riesenechse. Schwarz mit gelben Punkten! Mein erster Gedanke: Wo ist denn hier der Zaun? Ich fühlte mich nämlich als wär ich im Zoo! Die Echse beachtete uns gar nicht und spazierte unbeeindruckt weiter. Ich war jedoch nachdrücklich beeindruckt!

Nach dem Essen gings dann kurz nochmal ins Wasser bis Ekker und Mark beschlossen nochmal die Bucht zu wechseln. Die mit den heißen Duschen ließen wir ob der hohen Wellen wieder links liegen und fuhren zu einer Bucht deren Wellen für meinen Geschmack immer noch zu hoch waren und die zu allem Überfluss links mit rauhen Felsen begrenzt war. Ekker fand den Ort aber geradezu ideal um uns beizubringen wie man mit Board rauspaddelt (hinter den Whitewash) um dann eine ungebrochene Welle zu reiten (haha- wenn auch nicht das surfen selbst aber den Surfslang hab ich schon drauf!). Ein Teil warf sich furchtlos ins Wasser, ich stand jedoch mit einigen Mädels zögernd am Strand. Die Sonne war weg und das Wasser war dunkel und bedrohlich. Als Mark mich aber aufmunternd anlächelte und sagte: Na los!! Du machst das schon! Schnappte ich mir mein Board und begann zu paddeln. Und dann konnte ich auch direkt Gelerntes anwenden: Eine mittelgroße Welle kam auf mich zu. In meinem Kopf ratterte es. Mittelgroß = Arme unter die Brust und durchstrecken um über die Welle zu kommen...das klappte einwandfrei. Was ich nicht sah war die Riesenwelle, die mich direkt dahinter erwartete. Theorie hätte ich auch für diese im Angebot gehabt: einfach mit ner Eskimorolle durchtauchen (linke Hand nach vorn an den Rand, rechte auf Höhe der Hüfte, rechtes Bein nach oben bringen und am Brett hängend durch die Welle tauchen, danach zurück rollen) – doch für Theorie und deren Umsetzung war keine Zeit. Die Welle erfasste mich, warf mich vom Brett, das Brett das mit nem Band an meinem rechten Fuß befestigt war befand sich auf einmal 1,5 Meter von mir weg und unter mir nur bodenlose schwarze See...

Panik erfasste mich...die Wellen peitschten weiter, die Felsen kamen näher...ich zog mein Board an mich ran und hangelte mich hoch. Der erste Versuch schlug fehl. Irgendwie schaffte ich es aber mich wieder hoch zu ziehen. Mitte finden gerade hinlegen und paddeln..Ich hatte jeden Gedanke an Surfen verworfen und wollte eigentlich nur wieder an Land...Ich paddelte wie verrückt und hatte das Gefühl dem Strand kein Stückchen näher zu kommen. Die nächste große Welle erfasste mich von hinten und warf mich erneut vom Brett. Ich will zu meiner MAMA!!! Ruhig bleiben, wieder hochziehen, weiterpaddeln....Völlig fertig erreichte ich Minuten später den Strand. Keuchend zog ich mein Board aus dem Wasser, ließ mich in den Sand sinken und musste vor Erleichterung erstmal ein Tränchen verdrücken. Merke: Surfen bei Sonne im seichten, klaren Wasser ist großartig! Surfen bei grauem Himmel in haiverseuchten (wir haben nicht einen gesehen, aber KOPFKINO!!) Gewässern mit Felsen ist eher nicht so meins...

Dann gings nach Hause ins Camp wo wir tatsächlich heiße Duschen (Wasser und Strom wieder da) vorfanden. Nach dem Abendessen kam dann die unvermeidliche Party mit Surfcamp-Spezial-Sangria, dem wir gehörig frönten.

Muß ich erwähnen dass das Aufstehen am nächsten Morgen doch recht schwer fiel? Aber wir waren ja zum Surfen da...also wieder Bretter und Anzüge aus dem Schuppen geholt und ab in den Bus. Nach meinem etwas traumatisierenden Erlebnis am Samstag Nachmittag und in Anbetracht meines Sangria-Katers, sah ich dem Surfvergnügen mit gemischten Gefühlen entgegen. Aber beim Anblick der Bucht von Seal Rocks schlug mein Herz dann wieder höher! Ein Traum in Grün-Weiß-Türkis...

Die Sonne war da, das seichte Wasser auch. Während der unvermeidlichen Trockenübungen am Strand schwammen drei Delphine in höchsten 10 Metern Abstand an uns vorbei und am Horizont sah man einen Buckelwal fröhlich herumplanschen...Ich hätt heulen können vor Glück! Genauso hab ichs mir immer vorgestellt! Australien – ich liebe Dich!!

Also hab ichs dann nochmal gewagt und mich in die freundlichen Wellen geschmissen. Da aber mein Körper nicht so wollte wie ich (Muskel- und anderer Kater deluxe!) stellte ich meine Surfbemühungen dann schnell wieder ein und lag mit Linda am Strand in der Sonne...Mittagessen wurde diesmal stilecht auf einem abgesägten, halben Surfbrett auf dem Parkplatz neben unserem Bus serviert...lecker! Gegen zwei Uhr hieß es dann Abschied nehmen vom Traumstrand, denn ein Teil der Truppe musste noch nach Canberra zurück (circa 6 Stunden Busfahrt).

Versalzt und versandet und müde wurden wir dann mit dem Bus nach Sydney zurückgefahren.

Das ganze Wochenende war, um es mit Ekkers Worten zu sagen: UNREAL!! Einfach zu schön um wahr zu sein!