Dienstag, 15. März 2011

Katrin goes Walkabout

Abschied von Sydney

Es ist soweit! Jetzt ist Abschied nehmen von Sydney und endlich die große Reise antreten angesagt. Ich bin aufgeregt und positiv gespannt aber gleichzeitig auch ein wenig ängstlich und traurig. Komischer Gefühlscocktail. Nachdem Sydney nach 7 Monaten ein zweites zu Hause geworden ist fühlt es sich auch wie ein zweiter Abschied von zu Hause an. Menschen die ich lieb gewonnen habe lasse ich in Sydney zurück. Und Vertrautheit. Die Straßen, die Parks und das Nahverkehrssystem, nette Cafés und Kneipen. Alles was ich mir in 7 Monaten vertraut gemacht habe. Wie gut, dass ich weiß, dass ich auf jeden Fall noch einmal zurückkehre. Somit ist es wenigstens noch kein Abschied für immer.

Das Packen ist ein Alptraum. Ich habe befürchtet, dass es schlimm wird, aber wie schlimm es würde war mir gottseidank nicht klar! Was sich in 7 Monaten so alles ansammelt...ich glaube ich habe innerhalb von 2 Tagen soviel weggeschmissen wie zu Hause in 2 Jahren nicht :)

Es will einfach nicht weniger werden! Doch wie durch ein Wunder schaffe ich es rechtzeitig kurz vor Abflug alles sortiert, gelagert, weggeschmissen und verschifft zu haben. Haico ruft mir ein Taxi. Dann geht alles recht schnell. Das Taxi fährt vor, Max trägt meinen 20kg schweren Rucksack zum Wagen während ich mein kleines Abschiedskomitee umarme. Jeroen hat prophezeit, dass ich Rotz und Wasser heulen würde, aber dafür bin ich viel zu gestresst und aufgeregt. Die Taxifahrt vergeht wie im Flug und dann steh ich da, wieder auf mich allein gestellt, auf dem Weg in eine unbekannte Stadt am anderen Ende der Welt.

Ich habe so gehofft, dass die Waage am Flughafen genauso geeicht ist wie die im Hostel, doch leider werde ich enttäuscht: 21kg und somit Übergepäck. Der nette junge Mann am Schalter bietet mir an entweder etwas auszupacken oder $15 für das Übergewicht zu zahlen. Ich zücke mein Portemonnaie. Er guckt mich verdutzt an und sagt: „das ist normalerweise der Moment wo die Menschen anfangen mit mir zu diskutieren“...müde lächelnd gebe ich ihm das Geld und teile ihm mit, dass mich nichts und niemand dazu bringen kann diesen Rucksack noch einmal zu öffnen!

Nachdem mein Rucksack aus meinem Blickfeld verschwunden ist, mache ich mich auf um mein Gate zu suchen. Nach einem kurzen Plausch mit 2 netten Melbournerinnen (heißen die so?) bin ich um die Erkenntnis reicher, dass man Getränke mit an Board nehmen darf. Verdutzt kaufe ich mir eine Flasche Wasser und warte aufs Boarding. Gehen die davon aus, dass Terroristen nur international fliegen? Dann hätte ich ja auch durchaus die ein oder andere Flasche aus meinem zu schweren Rucksack...schnell verwerfe ich den Gedanken und dann geht es mit einer halben Stunde Verspätung endlich los. Ich sitze zum ersten Mal in meinem Leben am Notausgang über der Tragfläche und muss eine Spezialeinweisung der Stewardess über mich ergehen lassen. Freundlich teilt sie uns mit, was wir im Notfall zu tun haben und bittet uns am Ende mit einem deutlichen „YES!“ zu bestätigen, dass wir alles verstanden haben und uns in der Lage sehen im Notfall zu handeln. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch sage ich also „YES!“ und gucke gequält zu meinem Sitznachbarn. „Ich hoffe wir müssen die Anweisungen heute nicht befolgen“, sage ich zu ihm. Er lächelt und meint: „Keine Sorge: Ich mach das schon!“ Derart beruhigt kann ich mich so langsam auf die Tatsache konzentrieren, dass es jetzt tatsächlich soweit ist: ich verlasse Sydney und alle liebgewonnenen Menschen. Und nun trifft auch Jeroens Vermutung zu: Tränen laufen mir über die Wangen und es will gar nicht mehr aufhören...Irgendwann spricht mich mein durchaus attraktiver Sitznachbar an. Ich wische schnell die Tränen weg und drehe mich um. „Are you OK?“ Ich weiß es nicht. Bin ich OK? Ich denke schon. Ich fliege los. Nach Melbourne. Ich treffe Sarah wieder. Soo viele aufregende Dinge liegen vor mir. Ja! Ich denke ich bin OK...Wir sprechen über Australiens Südwestküste, denn da kommt er her und über die deutsche Band „Rammstein“, die er ganz toll findet. Ich muss deutsche Songtitel wie „Bück dich“ ins Englische übersetzen...oh mann. Der Flug vergeht sehr schnell und schon befinden wir uns im Landeanflug auf Melbourne.


Melbourne

Ich lande in Avalon. Melbourne-Avalon ist das australische Pendant zu Düsseldorf-Weeze oder Frankfurt-Hahn. Mit einem Shuttlebus fahre ich noch ca. eine Stunde quer durch die ländliche Umgebung Melbournes bevor wir die Southern Cross Station erreichen. Ich habe einen Straßennamen und eine Tramnummer. Mehr weiß ich nicht. Also stapfe ich mit meinem Monsterrucksack los in die Richtung, in der ich Melbourne City vermute. Glück gehabt. In der nächsten Querstraße hält die benötigte Straßenbahn. Was ein schönes Gefühl mal wieder Straßenbahn zu fahren! Wer hätte gedacht, dass ich die KVB mal vermissen würde :)

Die Haltestelle ist direkt gegenüber der „Nunnery“. Dieses Hostel wurde mir irgendwann mal empfohlen und als ich nach Hostels suchte, und über diesen Namen stolperte, fiel mir das wieder ein. Schon beim Eintreten weiß ich, dass es die richtige Entscheidung war. Urgemütlich! Das alte Kloster, dass auch zeitweilig als Residenz des Erzbischofs genutzt wurde ist ein für australische Verhältnisse echt altes Gebäude mit hohen Decken und Holzdielen und Kaminen und dicken Goldbilderrahmen an der Wand. Ich checke ein und freue mich soo sehr auf mein Bett! Nach 7 Monaten im 6-Bett-Zimmer habe ich mir zur Belohnung ein Einzelzimmer für die erste Nacht gebucht! Nachdem ich einen kurzen Erkundungsgang durchs Haus gemacht und die ersten Mitbewohner kennengelernt habe, ziehe ich mich schnell in mein kleines Reich zurück. Außer einem Bett und einem Nachttischchen findet sich ein ca. 20 Jahre alter Fernseher, der 3 Sender (rauschend) empfängt. Eingekuschelt und selig erfreue ich mich an einer Doku über eine übergewichtige Familie aus Großbritannien bevor ich in den tiefsten Schlaf EVER falle. Völlig entspannt und ausgeruht wache ich morgens noch vor meinem Wecker auf. Kein Türenklappern, niemand der nachts um 3 betrunken nach Hause kommt, niemand der um 5 Uhr anfängt seinen Rucksack zu packen...EIN TRAUM. Ich genehmige mir das Gratisfrühstück und stelle dann meinen Rucksack im Gepäckraum unter, denn Sarah kommt aus Adelaide und wir ziehen gemeinsam wieder in ein...genau!... Sechsbettzimmer! War ja auch zu schön um wahr zu sein...

Nachdem ich mich mit Natalie (einer Freundin aus Sydney) zum Kaffee getroffen habe,wird es auch schon Zeit Sarah vom Bahnhof abzuholen. Was eine Wiedersehensfreude!

Zwei schöne Tage genießen wir in Melbourne und dann starten wir am Donnerstag auf unseren Miniroadtrip!